Ein Jubiläum wird gefeiert
Gemeinsam mit den Angehörigen und Netzwerkpartnern feiern die Bewohner/innen und das Mitarbeiterteam ihr 30jähriges Jubiläum.
Der 1. Vorsitzende der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. Prälat Dr. Josef Schweiger beginnt mit einem Wortgottesdienst die Feierlichkeiten. KJF-Direktor Michael Eibl begrüßt die zahlreich erschienen Gäste, darunter aus der Aktionsgemeinschaft Kind in Not den Vorstandsvorsitzenden Dr. Stephan Gaisbauer und weitere Vorstandsmitglieder, Vertreter aus dem Verwaltungsrat der KJF sowie aus der kommunalen Verwaltung Eggenfeldens.
Mit zwei Zitaten von David Ben Gurion und Bischof Dom Helder Camara beginnt Prälat Dr. Josef Schweiger seine Ansprache: „Wer keine Utopie hat, der ist kein Realist" und „Wenn einer allein träumt, bleibt es ein Traum. Wenn viele träumen ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit." Und schon ist er damit bei dem Traum eines Mannes von einer besseren Welt für behinderte und benachteiligte Menschen. Dieser „Träumer" Franz Randak habe durch sein unglaubliches Engagement und Charisma erreicht, viele von seinem Traum zu überzeugen. Und so seien die Aktionsgemeinschaft Kind in Not und mit Unterstützung der KJF Regensburg ihre großartigen Werke und Dienste christlicher Nächstenliebe entstanden.
Dankbar rückwärts blicken.
„Wir danken und staunen, was durch Gottes Segen und menschliches Mühen, hilfsbereiten und engagierten Menschen geschaffen wurde", stellt Prälat Dr. Schweiger heraus. Die Jubilarin, die WG St. Franziskus sei ja nur eine von vielen Einrichtungen und Diensten, die durch die so erfolgreiche Kooperation von KJF und AG Kind in Not entstanden ist. „Mein Dank in dieser Feierstunde gilt den Menschen, die sich um St. Franziskus verdient gemacht haben. Dabei denke ich zuerst an die Mitarbeiter/innen, die mit ihrem Einsatz, ihrer Empathie und Fachlichkeit, unter der verantwortlichen Leitung von Frau Ute Randak die Einrichtung bekannt gemacht haben", so Schweiger weiter.
Zwei weitere Persönlichkeiten will der KJF-Vorsitzende nicht unerwähnt lassen: Dr. Herbert Kempfler (ehem. Landrat und Ehrenmitglied der AG Kind in Not) und Rudolf Hacker (ehem. Vorsitzender von Kind in Not); auch ihnen gebühre großer Dank. Seine Ansprache schließt Prälat Dr. Schweiger mit einem Hinweis auf den Schutzheiligen der Einrichtung. Der Name Franziskus sei Programm und Verpflichtung.
„Er lehre uns die Achtsamkeit der Schöpfung und des Schöpfers", so Schweiger, „Franziskus, liebe Mitchristen, schaut auf die Schöpfung mit den Augen Gottes, er lenkt unseren Blick auf das Bleibende und Wesentliche."
Bereits 1984 hat der Träger der Einrichtung, die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V., für den Landkreis Rottal-Inn 12 Wohnheimplätze in der ehemaligen Müllerklinik geschaffen. Wegbereiter war die Aktionsgemeinschaft Kind in Not, fest damit verbunden der Name des 2013 verstorbenen Gründers und langjährigen Vorsitzenden Franz Randak. Stets bemüht dem Bedarf nach Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung in der Region nachzukommen, entstanden 1999 im Gartenweg weitere Wohnplätze, 2008 folgte ein Anbau am Bestand. Waren bis dahin die Wohnangebote nach dem Wunsch der Bewohner so konzipiert, dass diese mehr Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten berücksichtigten, so boten die neuen Appartements den nötigen Raum für mehr Selbstständigkeit, vor allem für Jüngere und Bewohner/innen mit einem geringeren Unterstützungsbedarf.
Ein maßgeschneidertes Zuhause.Herausforderungen für Träger und Einrichtung
Vor 30 Jahren noch war eine derart differenzierte Wohnlandschaft wie sie die KJF heute für Menschen mit Behinderung in der Diözese Regensburg geschaffen hat, undenkbar. Das klassisch-stationäre Heim ist längst Geschichte, stattdessen tragen differenzierte Wohnangebote den unterschiedlichen Bedürfnissen einer heterogenen Zielgruppe Rechnung. Das ambulant betreute Wohnen etwa erfüllt den Wunsch nach einer eigenen Wohnung, Appartements, Wohngemeinschaften mit Doppel- und Einzelzimmern, - in manchen Regionen Hausgemeinschaften -, ermöglichen weitere unterschiedliche Wohn- und Lebensformen.
„Selbstverständlich können Menschen mit einer geistigen Behinderung selbstständig wohnen", erklärt KJF-Direktor Michael Eibl, „wir ermitteln den jeweils individuellen Hilfe- und Unterstützungsbedarf und bauen darauf die erforderliche Begleitung und Betreuung auf", so Eibl weiter. Herausfordernd sei für die KJF aktuell, noch mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung, gerade auch im Bereich des Wohnens und am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen, bei gleichzeitig ansteigendem Bedarf nach intensiverer Unterstützung für ältere Bewohner. In Eggenfelden, so Eibl, seien die Rahmenbedingungen hierfür „historisch gewachsen gut". „Jahrzehntelanges Engagement der Aktionsgemeinschaft Kind in Not, die großartige Beteiligung und das Interesse der Bevölkerung sind ein solides Fundament für einen gemeinsamen inklusiven Weg. Lassen Sie uns diesen weiterhin gemeinsam gehen", bekräftigt Michael Eibl.
Die Würde jedes Menschen ist wertgeschätzt.
So formuliert Einrichtungsleiterin Ute Randak die Grundlagen allen pädagogischen Handelns in St. Franziskus, gleichsam verbunden mit einer Kernaussage im Leitbild der KJF: „Jeder Mensch ist ein geliebtes Geschöpf Gottes." Der Menschenrechtsansatz der UN-Behindertenrechtskonvention und die daraus abzuleitenden Handlungsfelder in unserer Gesellschaft gehen mit dem christlichen Menschbild, Auftrag und Verantwortung der KJF Hand in Hand. Lebendig werden sie im Alltag etwa durch die wertvolle Arbeit wie sie in der Wohngemeinschaft St. Franziskus tagtäglich von den Fachkräften geleistet wird. „Wir bieten Gemeinschaft, Freizeitgestaltung, ressourcenorientierte pädagogische Förderung, Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und im Gemeinwesen", erklärt Ute Randak. Individuelle Begleitung und Zielvereinbarungen, sowie regelmäßige Reflexion und Anpassung der Unterstützung, Einsatz von Mobilitätshilfen und unterstützter Kommunikation gehören weiter zum Konzept der Einrichtung ebenso wie die Bewohnervertretung, die aktiv an der Entwicklung des Hauses beteiligt ist.
Teilhabe gelingt mit Partnern.
Die meisten der Bewohner/innen arbeiten in den Eggenfeldener Werkstätten St. Rupert, einem von acht Standorten der KJF Werkstätten gemeinnützigen GmbH in der Diözese. Arbeiten, Wohnen und das Leben in der Gemeinschaft ermöglichen eine Vielzahl an qualifizierten Fachkräften.
Anlässlich des Jubiläums bedanken sich Einrichtungsleiterin Ute Randak und das Mitarbeiterteam bei den Initiatoren der Einrichtung, der Aktionsgemeinschaft Kind in Not und der Katholischen Jugendfürsorge mit ihren Verantwortlichen. „Unser Dank gilt weiter den Bewohnern und ihren Angehörigen für das Vertrauen und für ihre stetige Mitwirkung", so Randak. Ehrenamtliche, die Bürger/innen Eggenfeldens, politisch Verantwortliche, Vereine und Pfarreien will die Einrichtungsleiterin nicht unerwähnt lassen. Ihr Engagement trage zu einem gleichberechtigten Miteinander aller bei.
Hintergrundinformationen
In der Wohngemeinschaft St. Franziskus der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. leben aktuell 60 Menschen im Alter von 25 bis 76 Jahren mit einer Behinderung in fünf Gruppen von bis zu 12 Bewohnern zusammen. Wohngruppe, spezielle Wohngruppe für Bewohner/innen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf oder ambulant betreutes Wohnen können je nach Selbstständigkeitsgrad und Unterstützungsbedarf angeboten werden. Das Wohnangebot umfasst neben der Alltags- und Freizeitgestaltung eine individuelle Unterstützung in allen Lebensbereichen. Geplant ist ein Neubau im Stadtkern für 24 junge Bewohner/innen, die gerne möglichst eigenständig leben möchten.